Was ist Betzavta – und was nützt es im Unternehmenskontext
Der Hintergrund
Betzavta heißt zu deutsch in etwa „Miteinander“ und wurde als Bildungskonzept zur Demokratie-, Toleranz- und Menschenrechtserziehung entwickelt. Es hat seine Wurzeln in der israelischen Friedensbewegung und wurde 1988 am Jerusalemer Adam Institute for Democracy and Peace von deren Gründerin Dr. Uki Maroshek-Klarman vorgestellt. Betzavta ist ein Konzept in dem demokratische Wege der Entscheidungsfindung mit ihren Chancen und Schwierigkeiten erlebbar werden.
Den Rahmen bilden die Werte „Freiheit“ und „Gleichheit“, sowie die Grundannahme, Konflikte könnten am besten gelöst werden, wenn alle beteiligten Personen/Gruppen das Recht auf freie Entfaltung erkennen und anerkennen.
„Freiheit“ und „Gleichheit“, scheinen sich oft zu widersprechen und sind nicht ohne Weiteres in ein sinnvolles Verhältnis zueinander zu bringen. Bezavta geht davon aus, dass allen Menschen dieselben Rechte zustehen, nach Freiheit und Gleichheit zu streben.
Inhaltliche Themen
Demokratieverständnis – Mehrheit und Minderheit – Grundrechte – Gleichheit vor dem Gesetz – Wege zur demokratischen Entscheidungsfindung – Freiheit – Zivilgesellschaft – Kooperation
Das Bildungsprogramm schärft die Sinne für Interessenausgleich und Kooperation und führt dabei die Teilnehmenden zu einer respektvollen Haltung gegenüber anderen Menschen. Effektive Teamarbeit und Zusammenarbeit in einer Sache, bei wertschätzendem Umgang mit anderen Ansichten, fördert die Fähigkeit von Gruppen, gemeinsam zu lernen. Daher eignet sich Bezavta besonders für die Entwicklung von Teamreife und Kooperationseffizienz, sowohl in gesellschaftlichen Organisationen, als auch in Unternehmen.
Didaktik
In den Übungen werden Situationen geschaffen, die die Teilnehmenden motivieren, mit zunächst widersprüchlich erscheinenden Werten, Einstellungen, Bedürfnissen und Positionen umzugehen.
Die Übungen sind ergebnisoffen und regen zur Reflexion über die eigene Person, Rolle und die eigenen Positionen an. Dabei wird der Fokus auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten gelegt und die Anerkennung der Gleichrangigkeit aller Interessen als grundlegendes Prinzip angenommen. Das Ziel ist, Akzeptanz gegenüber den anderen Teammitgliedern zu erreichen, unabhängig davon ob das eigene Interesse zu einer Mehrheit oder Minderheit gehört.
In ausführlichen Reflexionsphasen und durch den wiederholten Perspektivwechsel wird die Konfliktfähigkeit und die Konfliktlösungskompetenz der Teilnehmenden gefördert. Damit werden die Fähigkeit zu führen und dabei die Kohäsion im Team zu erhalten oder zu erzeugen intensiv geschult.
Wie kann Betzavta in Unternehmen eingesetzt werden?
In Unternehmen wird -stark angetrieben durch die Digitalisierung- zunehmend eine partizipative Unternehmenskultur mit hoher Eigenverantwortung, außergewöhnlichem Engagement in wechselnden Teams, permanente Veränderungsbereitschaft und Verbesserungsorientierung gebraucht.
Hierarchische Strukturen und Ablauforganisationen verlieren an Bedeutung und werden durch Netzwerkorganisation und Projektarbeit abgelöst.
Führungskräfte werden stark als Teamentwicklern und Coaches gefordert.
Das klassische Changemanagement wird durch Kulturen der permanenten Veränderung ersetzt. Effiziente Lernprozesse von Gruppen werden wichtiger, als Projektpläne. SCRUM und andere agile Methoden ersetzen inzwischen so gut wie überall klassische, vorwiegend auf Planungsstabilität gerichtete Projektprinzipien. Agilität ist das Credo.
Betzavta kann dabei die notwendige Kulturentwicklung ideal unterstützen. Selbstreflexion, die Fähigkeit mit Kontroversen umzugehen, die Übernahme von Eigenverantwortung und nicht zuletzt eine gruppenleistungsorientierte Konfliktlösungskompetenz werden durch Betzavta auf hervorragende Weise entwickelt und gestärkt.
Die Betzavta – Übungen lehren mit Widersprüchen umzugehen und Probleme in der Organisation und Methodik sichtbar und besprechbar zu machen.
Ambiguitätstoleranz und Kooperationsfähigkeit in sich schnell verändernden Umgebungen sind heute die wichtigsten Schlüsselkompetenzen für Mitarbeitende und besonders für Führungskräfte.
Gleichzeitig lernen die Teilnehmenden, wie Mehrheiten, Widerstände und Koalitionen in Gruppenprozessen entstehen und für die Kooperationseffizienz nutzbar gemacht werden können. Sie können zwischen ihrer Rolle und ihrer Person differenzieren und werden so zu kompetenten Kooperationsexperten.
Betzavta – Übungen lassen sich auch in verschiedenen Kontexten in Seminare und themenorientierte Workshops integrieren und helfen dort, den Entwicklungsprozess zu beschleunigen.